Ein Forschungsprogramm basierend auf empirischen Methoden (3)
Eine weitere Illustration: das
Straßbourger Denker Gipsmodell zeigt einen linken Fuss, der einen
geringfügigen Unterschied zu dem entsprechenden Fuss der anderen Denker
in Paris, in Béziers und in Dresden aufzeigt. Die Originalität des
Straßburger Gipsmodells steht außer Zweifel: Rodin nahm selber an der
Eröffnung der Straßbourger Austellung im Jahr 1907 teil, und auch
Dokumente beweisen, dass das Straßburger Denker Gipsmodell direkt von ihm
erworben wurde.
Strasbourg
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Meudon
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Dresden
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Béziers
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Poznan
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Paris
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Wenn wir solche Abweichungen
akzeptieren, wie sollten wir die Unterschiede zwischen Studio- und
Giesserei-Abgüssen oder zwischen Gipsmodellen der ersten Generation und
Duplikaten bewerten? Wenn allgemein akzeptierte Referenzobjekte
untereinander solche Differenzen aufzeigen oder auf Schäden und
Restaurierungen hinweisen, wie sollten wir dann eine unvollkommene
Bronzeskulptur oder einen beschädigten Gipsabguss beurteilen?
Und wenn wir die verschiedenen Versionen einer
bestimmten Skulptur genau vergleichen würden, wäre es dann möglich
zwischen solchen Eigenschaften zu unterscheiden, die bei allen Exemplaren
gleich sind und von einem gemeinsamen Prototyp stammen müssen, und
zufälligen Details andererseits, die vom individuellen Abformungverfahren
herrühren, oder einen späteren Schaden darstellen?
Um eine empirische Grundlage für solche Diskussionen zu
schaffen, planen wir die Erstellung einer Datenbank, die sowohl nach einer
Standardmethode gemachte Fotos umfasst, als auch morphologische Daten, die
einen präzisen drei-dimensionalen Vergleich der Formen und Proportionen
ermöglicht. Bevor wir so eine Datenbank jedoch entwerfen konnten, mußten
wir entsprechende Methode der Fotografie und der räumliche Dokumentation
erforschen, sowie Partner für dieses Projekt gewinnen.